Mikroimmuntherapie mit Labo’Life-Präparaten
Die Mikroimmuntherapie MIT wurde vor ca. 15 Jahren von französischen und belgischen Ärzten entwickelt und wird heute durch die europäische Gesellschaft für Mikroimmuntherapie (www.3idi.org) vertreten, der Ärzte und Heilpraktiker aus allen Ländern Europas angehören. Die Medikamente tragen alle den Namen „Labo’Life“ und Zusätze mit Buchstaben und Zahlen, und dahinter steht eine ganz besondere (ganzheitliche) Behandlungsphilosphie.
Im Gegensatz zum Einsatz substantiell hochdosierter Präparate (Interferon, Cortison und ähnliches), die bekannter Maassen mit vielen zum Teil gesundheitsschädlichen Nebenwir-kungen einhergehen, setzt man in der MIT homöopathische Zubereitungen körpereigener Immunstoffe ein. Wie der Name „Mikroimmuntherapie“ schon sagt, geht es um eine Be-handlung von Störungen des Immunsystems, also um die Therapie von Krankheiten, denen eine Störung der körpereigenen Abwehr zugrunde liegt. Die Behandlung mit Mikroim-muntherapie bezieht sich also auf alle Erkrankungen, an denen das Immunsystem beteiligt ist.
Dieses Problem liegt bei allen Infektionen vor, sowohl akuten wie chronischen, aber auch bei Allergien, Krebs, Rheuma und anderen Schmerzzuständen, Leber-, Lungen-, Nieren-, Darm-, Schilddrüsen- und Hauterkrankungen, Hormonstörungen, Schwächeproblemen, oft auch sogar Depressionen, Schlafstörungen, Osteoporose, Gehirnfunktionsstörungen im Alter, Parkinson, MS und anderen neurologischen Störungen und vielen anderen Krankheiten. Bei diesen Erkrankungen liegt immer auch das Problem vor, dass die körpereigenen Selbstheilungsvorgänge nicht mehr koordiniert sind.
Dies – die Koordination dessen, was im Organismus geschieht – ist der Schlüssel zum Verständnis der Abwehrvorgänge des Körpers (Immunsystem). Um dies verständlich zu machen, muss ich etwas ausholen. Dabei ist die folgende Erklärung noch sehr vereinfacht und bewusst bildhaft gehalten.
Bei den Zellen des Immunsystems gibt es solche, die wissen, wie eventuelle Feinde aussehen (B-Zellen). Sie zirkulieren im Blut wie Streifenpolizisten und schauen nach dem Rechten. Tauchen Fremdlinge auf, wird geprüft, ob sie zu tolerieren sind oder abgewehrt werden müssen (die B-Zellen sind schon früher mit den entsprechenden Informationen ausgestattet worden). Wenn sie als Feinde identifiziert werden, fordern die „Streifenpolizisten“ in der „Zentrale“ unverzüglich Verstärkung an (T4-Helferzellen). Diese riegeln die Eindringlinge ab. Dann wird das „Aufräumkommando“ angefordert: Die Fresszellen (Makrophagen, T8z=Zytotoxische T-Zellen) docken an den Eindringlingen an, umhüllen sie, überschütten sie mit auflösenden Substanzen und saugen ihre Reste auf. Der Blut-und Lymphstrom schließlich spült den Schauplatz wieder frei. T8-Suppressorzellen wachen darüber, dass der Feierabend eingeläutet wird, sobald die Arbeit getan ist, um zu verhindern, dass sich die Abwehr- und Fressaktivität eventuell sogar gegen körpereigene Strukturen richtet (dann kommt es nämlich zu einer Autoimmunerkrankung).
Diese Dramatik benötigt ein gut funktionierendes Kommunikationssystem: Die Informationsübertragung geschieht dabei so, dass die eine Zelle der anderen an ihrer Oberfläche bestimmte Zytokine präsentiert und dadurch die jeweilige Information vermittelt. Das zytokingesteuerte Informationssystem besteht aus einer sehr großen Vielzahl zahnräderartig ineinandergreifender (kaskadenförmig vernetzter) Eiweißmoleküle. In den letzten Jahren wurden immer mehr dieser sogenannten Zytokine entdeckt (mittlerweile etwa 100 verschiedene), die als Interferone, Interleukine, CD-Fraktionen und Wachstumsfaktoren bezeichnet werden. Einer dieser Faktoren stößt den nächsten an. Jedenfalls läuft eine Reaktionskette über viele Stationen ab, deren ungestörter Ablauf die richtige Information überträgt.
Wie schon oben zum Verständnis der Zusammenarbeit der verschiedenen Immunzellen ein Bild benutzt wurde (das der unterschiedlichen polizeilichen Einsatzkräfte), soll uns auch zum Verständnis des vorigen Abschnittes (der zytokinen Kommunikation unter den Zellen) ein Beispiel aus unserem Alltag helfen:
Alles, was wir sprachlich ausdrücken und anderen Menschen übermitteln, tun wir dadurch, dass wir die 26 uns dafür zur Verfügung stehenden Komponenten (Buchstaben) unter-schiedlich zusammenwürfeln und dem Gesprächspartner spezielle Buchstabenkombinationen präsentieren. Verfügt dieser über den gleichen Entschlüsselungscode (zum Beispiel die deutsche Sprache), kann er die Botschaft verstehen. Seine Antwort ist ebenfalls eine spezielle Zusammensetzung von Buchstaben.
Eine Fremdsprache benutzt zwar (zumindest innerhalb Europas) die gleichen Komponenten (eben die 26 Buchstaben), setzt diese aber nach einem anderen Code zusammen. Wenn wir früher zum Beispiel Französisch gelernt und gut gesprochen hatten, es aber jahrelang nicht praktizierten, verlernten wir den spezifischen französischen Code und benötigen, damit wir wieder französisch kommunizieren können, einige Nachhilfestunden, um die typischen französischen Buchstabenkombinationen wieder zu verinnerlichen.
Die Kommunikation der Immunzellen untereinander erfolgt nach dem gleichen Muster: Die Buchstaben der Sprache der Immunzellen heissen Zytokine, und diese werden der zu übermittelnden Botschaft gemäss kombiniert und den anderen Zellen an der Zellenoberfläche gezeigt (präsentiert), so dass diese, wenn sie die gleiche Sprache verstehen, erkennen, was gemeint ist und auf der gleichen Ebene antworten können. So stellt zum Beispiel die Information „es werden mehr aktive Fresszellen benötigt“ eine andere Zytokinkombinationendauer als die Information „das Immunsystem soll in den Ruhezustand herunter geregelt werden“.
Wenn das Immunsystem das Verständnis für die sprachlichen Feinheiten verlernt hat (wie man die sprachliche Differenzierung einer Fremdsprache verlernen kann), ist Sprachunter-richt nötig, damit die Zellen wieder in vollem Umfang an der immunologischen Kommunikation teilnehmen können. Der Sprachunterricht besteht darin, dass dem Immunsystem einige Wochen oder Monate lang die mit bestimmten Informationen verbundenen zytokinen Kombinationsmuster von aussen präsentiert werden, und zwar mehrfach wiederholt in verschiedenen aufeinander aufbauenden Lektionen (Kapseln 1 bis 10).
Genau dies ist die Aufgabe der Mikroimmuntherapie: Sprachunterricht für die Zellen des Immunsystems durchzuführen. Die Inhalte, die dabei verwendet werden, sind je nach der zu trainierenden Immunleistung unterschiedlich und stellen eben jene Botschaften dar, die bei der vorliegenden Krankheit von den Zellen nicht mehr selbst übertragen wurden. So lernen die Zellen die spezifische Botschaft wieder zu verstehen und zu verarbeiten, was die Grundlage dafür ist, dass sich das Immunsystem erholen kann.
Während uns für alles, was wir denken und sprechen können, 26 Komponenten genügen (Buchstaben), stehen dem Immunsystem mehr als 100 Komponenten zur Verfügung (Zytokine). Damit ist eine unvorstellbar differenziertere Kommunikation unter den Zellen möglich, als wir sie uns vorstellen können – eine beachtenswerte Leistung der Natur und eines von vielen bewundernswerten Beispielen, die uns die bewundernswerte funktionelle Plastizität des biologischen Systems zeigt.
Die Mikroimmuntherapie MIT macht sich die Arndt-Schultz’sche Regel zunutze, wonach schwache Reize die Aktivität von Lebensvorgängen anfachen und starke sie schwächen. Das bedeutet, dass man mit niedrigen Potenzen von Immunstoffen die Wirkung derselben im Organismus fördern kann und deren Wirkung umgekehrt durch hohe Potenzen gehemmt wird.
Über die homöopathisieren Zytokinkombinationen hinaus sind den mikroimmuntherapeutischen Labo’Life-Präparaten sogenannte spezifische Nucleinsäuren beigefügt, die dazu die-nen, die Wirkung des Präparates am jeweiligen Zielort besonders zu entfalten (z. B. an bestimmten Krankheitskeimen – Epstein Barr Viren oder Papillomaviren – oder an Körperstrukturen – Gehirn, Nervenfasern, Auge -, um wenige Beispiele von vielen zu nennen).
Mit differenzierten Laboruntersuchungen, unterstützt durch Erfahrungen aus ähnlichen Krankheitsfällen, wird die Schwäche des Immunsystems ermittelt und daraus abgeleitet, welche Zytokine in welcher homöopathischen Potenz benötigt werden, um die Immunfunktion des Organismus an jenen Stellen zu stärken, an denen sie schwach geworden ist. Insofern ist die Mikroimmuntherapie MIT auch Regulationstherapie. Sie greift nicht störend in den Organismus ein, sondern weckt und trainiert seine Selbstheilungskräfte.
© Dr. med. Karl Braun-von Gladiss